Auswanderer ABC

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Häfen, ausländische, zur Einschiffung , als: Antwerpen, Havre, Liverpool, London, Rotterdam, halten in Bezug auf obrigkeitliche Fürsorge und Ueberwachung, sowie auf Wetteifer der Verschiffer zu Gunsten Ihrer Passagiere keinen Vergleich aus. Auch sind die Gefahren, betrogen oder unbarmherzig geschröpft zu werden, daselbst unstreitig größer, als in Hamburg und in Bremen. Ebensowenig aber läßt sich leugnen, daß unter Umständen und bei gehöriger Vorsicht auch die ausländischen Häfen Manches für sich haben, und das die Concurrenz derselben unablässig zu heilsamen, der Gesamt-Auswanderung zu gute kommenden Reformen drängt, sowie dem Steigen der Ueberfahrtspreise Grenzen setzt. Die in Antwerpen, Havre, und Rotterdam übliche Selbsverproviantierung und das Selbstkochen auf den Schiffen überhebt zwar die Expedienten fast aller Verantwortlichkeit, die Schattenseiten dieses Systems aber sind zu groß, als das es sich (z.B. als angeblich gutes Mittel gegen die Langeweile) zu empfehlen vermöchte. Wenn ledige Leute sich nicht an Familien anschließen und von diesen gegen billige Vergütung Ihre Kost sich mitkochen lassen, so werden sie Ihren Magen nur selten etwas Warmes bieten können. Ein großer Theil der auf von ausländischen Häfen ervedirten Schiffen vorkommenden Krankheits- und Todesfälle kommt auf Rechnung dieses zweideutigen Systems. Auch werden die Auswanderer beim Einkaufe Ihres Proviants nicht selten schamlos geprellt.

Hamburg. Schiffs-Expedienten:

  • 1) A. Bolten, Wm. Millers Nachfolger (Hamburg-Amrikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft);
  • 2) Dieseldorf u. Co. (I.C. Godeffroy u. Sohn);
  • 3) Knöhr u. Burchard;
  • 4) Knorr & Holtermann (Slomansche Packetschiffe);
  • 5) I. M. Precht ;
  • 6) Rübcke u. Wöllmer (Hamburg-New york-Packetfahrt),
  • 7) Bureau des Kolonisations-Vereins von 1819 (Chr. Math. Schröder & Co.);
  • 8) M. Valentin;
  • 9) Ziel, Balßer & Co.

Expedienten via England: H. u. R. Cremer; Isenthal, Cohen u. Co.; Mertens u. Co.; Val. Meyer.

Die Hamburger und Harburger Schiffe gehen im Allgemeinen pünktlicher ab, als die Bremer, und die Passagiere können in der Regel eben so bestimmt darauf rechnen, in Hamburg an festgelegten Tage das Seeschiff zu besteigen, als in Bremen eine Woche lang sich aufgehalten zu haben. Ausnahme gibt es natürlich hier wie dort. Aber in Hamburg kann doch der Expedient die gesetzliche Verpflichtung zur Freihaltung seiner Passagiere im Verzögerungsfalle nicht mittelst Hinterthürchen umgehen oder Tage lang sich derselben entziehen. So lange Hamburg dieses pünktliche Expediren als Ehrenpunkt betrachtet und mit jeder Concurrenz hierin wetteifert, läßt sich der Mangel eines allgemeinen Auswandererhauses allenfalls entschuldigen.

Die über Wittenberge (auf der Berliner Bahn) ankommenden Auswanderer müssen vor allen Dingen, ohne sich um allerlei auf sie lauernde Personen zu kümmern, das auf dem Bahnhof sich befindende „Nachweisungs Bureau des Vereins zum Schutze der Auswanderer“ aufsuchen und daselbst erfragen, wo sie am besten logieren, wo sie es anzufangen haben, um ihr Gepäck mit den geringsten Kosten entweder ins Logis oder gleich an Bord Ihres Schiffes zu bringen, wo sie Ihre Einkäufe (s.d.) am vorteilhaftesten und sonstige Geschäfte unbedeutlich machen können. Wer hingegen über Harburg ankömmt, verfahre mit seinem Gepäck so, wie weiter unten angegeben ist, und suche in Hanburg, nächst der Landungsbrücke, das Zweigbureau des Vereins zum Schutze der Auswanderer auf, um sich in gleicher Weise belehren zu lassen. Das Hauptbureau dieses Vereins befindet sich im patriotischen Gebäude, Zimmer No. 15, und der jetzige Special-Director, Dr. Lehmann, ist eifrigst bemüht, die von seinem Vorgänger aufs Spiel gesetzte Ehre dieses gemeinützigen Institutes wiederherzustellen.---A. Steinhardts Auswandererhaus (Langereihe No. 16-18, in der Nähe des Hafens) rechnet nach der dem Vereine stipulierten Taxe für Passagiere 1. Classe 18 Sgr, 2. Classe 12 Sgr, 3. Classe 9 Sgr Kost und Logies pr. Tag, für Kinder unter 10 Jahren die Hälfte, und hält zugleich ein Magazin von Auswanderer-Bedürfnissen.

    Banquier- und Geldwechsler: I. C. Schultze ( Ecke der Admiralitätsstr.)
  • Schiffs-Vietualien überhaupt: L. Henden (Stubbenhus 25.)
  • Kolonial Waaren: M. Beenk (erste Vorsetzen 17.)
  • Sprituosa: Hnr. Boeckmann ( Neustädter Neueweg 25.)
  • Fleischer-Waaren: D. Hubert ( Neust. Neuerw. 21.)
  • Vortheilhafteste Münzsorte: Ganze Preußische Thaler, resp. Cassen-Ausweisungen, wogegen an Gold Conventionsmünze und Kronthaler in der Regel viel verloren geht.

Hamburg-Bremen. Zwischen Hamburg und Bremen fahren täglich elegante und bequeme Schnell-Droschken. Abfahrt vom Gänsemarkt Nachmittags 4 Uhr. Preis 1 2/3 Thaler, Kinder bis 10 Jahren die Hälfte. 50 Pfd. Gepäck frei. Gegen Ueberfracht wird sämtliches Gepäck gleichzeitig mit den Passagieren befördert.

Handgeld, siehe „Schiffs-Contract.“

Handwerker, welche den dringendsten Bedürfnissen der Bevölkerung abhelfen, werdem fast in allen Gebieten der Einwanderung mit offenen Armen empfangen und lohnend beschäftigt. Namentlich Baugewerke, Nagelschmiede und Glaser ausgenommen, machen überall gute Geschäfte- (Fensterrahmen und Tafeln werden von Fabriken nach allen Nummern und Größen geliefert, weßhalb in den Ver. Staaten fast Jedermann sein eigener Glaser ist.)

Harburg. Schiffs-Expedienten: Stürne u. Co., expediren die Packetschiffe einer Actien-Gesellschaft nach New York. --- Logis bei Cahrs in der „Traube.“ --- Ein großer Vortheil besteht hier darin, nach Ankunft auf dem Bahnhofe sein Gepäck nicht selbst in Empfang u nehmen, sondern die Beförderung desselben vom Bahnhofe bis aufs Schiff (welches man natürlich mit Bestimmtheit muß bezeichnen können) den Spediteuren Rohr u. Knopp zu übertragen. Auf diese Weise kommt der Transport des Gepäcks von der Eisenbahn bis an Bord des Seeschiffes 3, höchstens 4gGr. Pr. Centner zu stehen, wogegen Jeder, der sein Gepäck erst mit nach Hamburg als Logis nimmt, und von da aufs Schiff bringen läßt, auf mindestens 1 Thlr. Unkosten gefaßt sein muß.

Havre. Consul für Bayern: Heinr. Meinel; für Würtemberg, Baden und Hessen: Schiffs-Expedienten: J. Barbe u. Morisse; Chrystie Heinrich u. Co.; Joh. Lemaitre u. Washington Finlay, Iselin u. Co. (Dampfschiffe “Franklin” und “Humboldt”) Die Ueberfahrtspreise sind excl. Beköstigung zu vestehen, die aber in guter Qualität, ausreichender Quantität und zu festen Preisen nebenbei [erworben] werden kann (vgl. „Häfen, ausländische“). – Lebensmittel-Magazin Bindschedler u. Scherr, Rue royale 22. --- Logis: Dinger-Marti’s Gasthof „Helvetia“, nahe am Hafen, zu 2-3 ½ Fres. täglich.

Hospitale, amerikanische, sind in vielen Fällen das Schrecklichste der Schrecken. Namentlich den Newyorker ergl. Anstalten werden die ärgsten Unmenschlichkeiten nachgesagt. Man suche also durch mäßiges und vorsichtiges Verhalten zur See und nach glücklicher Ankunft einem solchen Schicksale zu entgehen.

Hull. Spediteur und Agent aller indirecten Beförderter: K. J. Cortis. --- Agent der Elb-Humber-Dampfschiffahrt : J.W. Peters. --- Logis: Meyers neues deutsches Auswandererhaus: Carr Lane, in der Nähe der Eisenbahn.

Hunde mitzunehmen ist nur zu widerrathen; sie verursachen nicht nur einen Kosten-Aufwand von mindestens a 15 Thlr., sondern verlieren auch über See in der Regel den Geruch, haben dann also keinen Werth mehr.

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