Auswanderer ABC
Kisten und Gepäckstücke jeder Art müssen mit Namen des Eigenthümers, Bestimmungsort und Nummer deutlich bezeichnet sein. Z.B.
- „J. Fischer No. 1“
- „Weimar-Hamburg-Newyork“
Sehr große Kisten sind unpraktisch und werden beim Umladen häufig beschädigt. Die beliebteste Größe ist 3 – 4 Fuß lang, 2 Fuß hoch und 2 Fuß breit. Jedenfalls lasse man sie recht dauerhaft, mit verschließbarem +), nicht über die Seitenwände hervorstehendem Deckel, mit Handhaben von Leder oder hänfenen Stricken und so machen, dass sie drüben gleich als Schränke, Commoden u. dgl. Gebraucht oder doch mit leichter Mühe dazu umgeändert werden können. Eiserne Handhaben tragen nur zur leichteren Beschädigung der Kisten bei. Vorlegeschlösser werden oft schon bei der ersten Umladung abgestoßen und taugen daher nichts. Die Ecken lasse man mit Eisenblech beschlagen und unter dem Boden ein paar Leisten anbringen, damit Feuchtigkeit sich nicht hineinziehen kann. Die Kisten müssen fest und vollgepackt sein: Flüssigkeiten verwahre man völlig getrennt von andern Sachen in einem besonderen Behälter.
+) Anm. Alle Kisten, die zugenagelt oder zugeschraubt sind, werden nach Ankunft in Amerika nicht auf dem Schiffe untersucht, sondern nach dem Zollhause geschafft, wo es oft 10 – 14 Tage dauert, ehe der Auswanderer sein Gepäck wieder erhält. Alle Kisten hingegen die mit Bändern und Schloß versehen sind, und die also ohne Umstände sogleich geöffnet werden können, werden auf dem Schiffe untersucht, und der Auswanderer kann, hat er nichts Zollbares bei sich, mit seinem Gepäck hingehen, wohin er will.
Kleider werden am besten in Reisetaschen, Jagdtaschen, Büchsenranzen oder Quersäcke verpackt, damit sie zugleich als Kopfkissen benutzt oder doch leicht in der Koje untergebracht werden können. Man ziehe auf der Reise die schlechtesten, aber warme Kleider an, und behalte, weil man häufig sehr naß wird, noch einen Anzug, sowie die nöthige Wäsche und einige Betttücher an der Hand. Filzschuhe und Babuschen können nur unter Deck gebraucht werden, da es auf demselben immer sehr naß ist. Wer trockene Füße behalten will, muß auf dem Schiffe Stiefeln oder Schuhe mit doppelten oder Korksohlen oder Holzschuhe anziehen. (Siehe auch „Gepäck.“)
Klimafieber nennt man ein Unwohlsein, welches jeden Menschen ergreift, wenn er nach irgend einem ungewohnten Erdtheile auswandert; bald leidet er unter der größten Hitze, bald unter dem schroffen Wechsel von Wärme und Kälte, hauptsächlich aber unter den schädlichen Ausdünstungen neu bebauter Gegenden und unter dem Mangel an gesundem Trinkwasser. Ruhren, Gassen= und Wechselfieber sind die häufigsten Formen der Krisis, welche jeder Einwanderer zu bestehen hat. Gefahr aber ist nur für den unmäßig und unverständig Lebenden dabei. Der Achtsame wird besonders die ersten Anzeichen von Uebelbefinden nicht vernachlässigen, zeitig einen tüchtigen Arzt zu Rathe ziehen, Quacksalber und Pfuscher sind nicht preisgeben, und schlimmere Zufälle dadurch von sich fern halten. Gegenden, in welchen die Aclimatisirung nicht bald gelingen will, soll man lieber wieder verlassen, als das höchste der Erdengüter – die Gesundheit – für immer aufs Spiel sezten.
Köln. Um nicht geprellt zu werden, befolge man lediglich die unentgeltlichen Anweisungen des von der Stadtbehörde daselbst gegründeten Nachweisungsbureau.
Kojen sind zwar an Größe und Einrichtung einander völlig gleich, die oberen jedoch vorzuziehen, weil die in den untern Liegenden von dem herunterfallenden Staube, Unrath u. dgl. viel zu leiden haben. – Jede Koje ist in der Regel für 4 Personen eingerichtet; man lege sich mit dem Kopfe auf die Seite, woher der Wind kommt, mit den Füßen, wohin er bläst und das Schiff sich neigt.
Um diese wichtige Regel zu befolgen, muß man, so oft der Wind umsetzt, sein Lager verändern. Wer sie nicht befolgt, hat, namentlich bei Sturm, an heftigen Kopf= und Kreuzschmerzen zu leiden. – Die Kojen in der Nähe der Treppen sind luftiger und heller, daher auch gesünder und für nützliche Beschäftigung geeigneter als die übrigen.
